Kategorie: Projekte Video

Monrepos

Aufnahme Schloss Monrepos, Ludwigsburg

Monrepos ‒ Kunsthistorisches Institut der Universität Bonn, 2002

Ein zartes Fenster in Blau-Grau-Schwarz-Tönen erscheint auf der einen Wand; nur leise bewegt sich ein Vorhang und träge, in Zeitlupe, bewegen sich Licht-Schatten-Spiele … erst nach einer Weile erkennt man, dass es ‘das Zittern vom Schatten des Laubes eines Baumes ist, in dem sich das Licht Bahn bricht’ … diese Erscheinung eines Fensters entstammt einem Projektor in einer der Vitrinen, in der anderen Vitrine findet sich das gleiche Bild wieder, gleichzeitig aber zeit-versetzt diesmal auf einem Bildschirm und mehrfach reflektiert durch Spiegelungen in Glasscheiben.

Textausschnitt: Anne-Marie Bonnet, Eröffnungsrede zur Ausstellung Monrepos

Raumplan Kunsthistorisches Institut der Universität Bonn

Monrepos ‒ INNER SPACES

Centrum Sztuki Wspolczesnej, Lodz 2001, PL

INNER SPACES; Centrum Sztuki Wspolczesnej,
2 gleiche Projektionen / 10 min. zeitversetzt.

Monrepos ‒ Der Ort ‒ Das Material des Bildhauers

Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden, 2000, Videoprojektion über Spiegel

Auch im Kunstverein ist das neu gesetzte Fenster mehr und weniger als ein Fenster. Es ist das Zittern von Schatten des Laubes, durch das sich Licht Bahn bricht, welches auf dem Screen des Vorhanges bewegtes Bild wird.
… Um mehr Präsentationsflächen zu erhalten, wurden während des Umbaus 1978 alle seitlich zum Nachbarhaus offenen Fenster zugemauert. Anna Tretter importiert ein Fenster aus Monrepos mittels einer Videoprojektion (in Zeitlupe) an den ursprünglich von einem Fenster besetzten Platz in der Wand. Das Fenster als Ausblick in die Landschaft war beliebte Zugabe zum Portrait in Renaissancegemälden. Die Maler der Romantik nutzten das Fenstermotiv, um dem Betrachter, der zwar über die Schulter einer Rückenfigur schauen konnte, den Blick zu versperren und so eine unsichtbare Ferne zu thematisieren.
Anna Tretter importiert mittels Videoprojektion ein Fenstermotiv an die Stelle einer zugemauerten Fensteröffnung.

Auszug Katalogtext: Gottfried Hafemann

Wiesbadener Tagblatt, 14. 11. 2000 und Allgemeine Zeitung Mainz vom 14. 11. 2000, Brigitta Melten: „Zwei Seiten, das Innen und Außen, verbindet Anna Tretters poetischer Re-Import eines Fensters. Innen ist es jenen glatten Wänden gewichen, die heute einfach zu Ausstellungen zählen – zu den white cubes.“

Wiesbadener Kurier v. 15. 11. 2000, Katinka Fischer: „Ratlos lässt Anna Tretter die Betrachter mit dem Re-Import eines Fensters zurück. Das verhängte reale Fenster wird ersetzt durch ein an die Wand projiziertes. Ein Hauch des Unwirklichen weht durch den Raum – was zu tun hat mit dem Flimmern und Flirren des virtuellen Fensters: Man weiß nicht, ob es dort draußen regnet oder die Luft vor Hitze vibriert. Es erschließt sich allerdings nicht, warum dafür der Lichtstrahl vom Projektor über einen Spiegel spitzwinklig umgeleitet werden muß.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 76, Nr. 299 vom 23. Dezember 2000, Marc Peschke: …“Anna Tretters Videoinstallation bezieht sich ebenso auf Umbauten, und zwar jene im Jahr 1978: Damals wurden die Fenster zum Nachbarhaus zugemauert. Mit ihrer Videoprojektion macht die Stuttgarter Künstlerin diese Arbeiten nun wieder rückgängig.“

Wehrwasser

Videoaufnahme, Mühlbach, görbelheimer mühle friedberg, 1999

gezielte blicke
galerie & edition hoffmann, görbelheimer mühle friedberg

Dokumentationsfotos: Wolfgang Lukowski
Raumplan – galerie & edition hoffmann, görbelheimer mühle friedberg, erdgeschoss

„Alle Wetter. Das Wasser fließt wirklich bergan. Beziehungsweise: die Wand hinauf. Sprudelt vom Boden der mächtigen Balkendecke entgegen, als stemmten sich die Naturkräfte gegen die Architektur des alten Mühlengebäudes.
Solche Wunder sind selbst in der Görbelheimer Mühle, vom Abbruchhaus zur renommierten Galerie gewachsen, nicht ganz alltäglich. Die Videokunst und Malerei der Anna Tretter verwandeln das Haus derzeit in ein Kabinett staunenswerter Kunststücke – zum Beispiel eben jene Projektion, die den hinterm Haus rauschenden Mühlbach – die Wetter daselbst – gleichsam ins Haus umleitet und als Videobild über Boden und Wand fließen läßt. Nur eben: bergauf.“

aus Thomas Wolff WETTERLEUCHTEN
deutsch english

gezielte blicke (pdf)

Videodokumentation
gezielte blicke – galerie & edition hoffmann, görbelheimer mühle friedberg, erdgeschoss

Schlossräume
Museum Schloss Hardenberg, Velbert-Neviges

Dokumentationsfoto: Anna Tretter

„… Auch Anna Tretter geht bewusst weg von der Wand als einer »ästhetischen Kraft« und projiziert ein »Lichtgemälde« an die Decke, Wasser, rückwärts fließend und in Zeitlupe. Naturgesetze werden mit Hilfe der Videotechnik auf den Kopf gestellt, der Raum und sein Inventar, Flügel und mit Spiegel bestückte Notenständer, zu Reflexionsflächen dieser Natur-Schau.“

aus Heiderose Langer: DER RAUM DER KUNST

Videodokumentation / Wehrwasser
Deckenprojektion / Reflexionsflächen via Notenständer (polierter Edelstahl)

Line, Video


The drawing of line was made on an electronic tablet in train from Prague to Dresden, on 6.10. 2005,
on the way to the Colloquium for The Space in the Musik – the Musik in the (Public-) Space,
Hellerau European Centrum of Arts, Dresden.
Journey time: 2:29h, the distance: 191 km. The digital print out of line/graphic version is 55m long.

Pressetext LINE / Dorothée Bauerle-Willert / Kunstverein Schwäbisch Hall deutsch

Line, Performance

Nolit Warehouse, Belgrade, November 2006

Live Performance, Multimediaprojekt
Anna Tretter, Manja Ristic (music interpretation) Nolit Warehouse, Belgrade, November 2006

The main aim we were trying to archive was the integration of the audio-visual content and the application of the direct response effect. Using all possible means of the technical aspect of an instrument. Line was a live presentation of decoding graphical notation. Inspiring video in the form of a minutes loop was translated into virtual violin sequences that were following graphical motifs. This way of “decoding” an abstract notation produced a broad range of atypical sounds, which opened a clear insight into the “natural” effects and sound capacity of a classical instrument. The performer was using a ZOOM 8080 sound processor as a minimal electronic device for volume and colour control.

LA Loop 2

DVD, 3:36 min.- loop / Aufnahme: Camera Obscura, San Fransisco, 1999

MAINSEITS, Kunst im Schloss Homburg am Main, 2008

Videoinstallation im Turm in Schloss Homburg / space ø 3m

Das Übereinanderblenden von verschiedenen Erfahrungen, das Bündeln, die Neumodulation von Ereignissen kennzeichnet die Arbeit von Anna Tretter, die oft Vorgefundenes, Erinnertes mit dem Jetzt verweben, mit einer neuen Situation, die sie wagemutig aufgreift.

Text: Dr. Beate Reese / Museum Kulturspeicher Würzburg

Katalog „mainseits“ 2008, Kunst in Schloss Homburg am Main / Kuratorin: Elvira Lantenhammer / Dokumentatiosphotos : Katrin Heyer


Blue Noses

Thanks to <blue noses> 2004, 29 sec., dvd loop

Anna Tretter produces her works nowadays quite often in transit, on the road, in places both remote and foreign. The space of art was in the center already in her earlier sculptural investigation, now it is as if her space is widening and these expansions get shape in her multi-layered oeuvre on different levels, in different media.
Anna Tretter is >On the Way<. On the outset and in transit she shoots the travelator in the Prague airport.
By useing that part of a kind of ‘in same time and theme’ production of the “blue noses group“, an artist friendship gift of them to her when they met in Kisinau for a workshop in the ksaak, center for contemprorary art, she advanced her project by including that within the daily people movement in situ.

Textauszug Dr. Dorothée Bauerle Willert

Move, Video

Leonberg 2000

Dreh- und Angelpunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist die Videoprojektion, für die der Raum verdunkelt wurde. Im Gegensatz zum statischen Leinwandbild, auf dem die einmal gefundene Komposition dauerhaft fixiert werden soll, ist das Videobild bewegt. Anna Tretter interessiert gerade diese Spannung zwischen Bild und Bewegung. Der Videofilm zeigt aus einer festen Einstellung den Blick in eine Gasse, die hin und wieder von Passanten durchquert wird. Ohne Ton, schwarz/weiß und in Zeitlupe geht der Film mit den Mitteln der Verfremdung bewußt auf Distanz zur Realität. Die Vielfalt der Bewegungsabläufe, die vor gleichbleibendem Hintergrund und in ihrer zeitlupenhaften Verfremdung besonders hervortreten, ist gegeben: Einkäufer hasten vorbei oder schlendern geruhsam durchs Bild, zwei Frauen bleiben zum Gespräch stehen, ein Junge posiert spielerisch vor der Kamera. Bisweilen verdeckt ein vorbeifahrender Bus oder ein naher Fußgänger die Szene. Die Ortskundigen werden bald den genauen Platz ausgemacht haben, der in unmittelbarer Nähe der Galerie liegt.
Dieser Film ist gleich zweimal zu sehen: Zum einen auf dem Monitor, der zum Eingang gerichtet ist, zum anderen an den Wänden der Galerie entlangwandernd. Das Charakteristische dieser Projektion ist, dass sie die Bewegung der Passanten aufnimmt und die innerbildliche Bewegung in eine tatsächliche Bewegung des Projektionsbildes umsetzt.
Technisch geschieht das dadurch, dass der Film auf einen sich drehenden Spiegel projoziert wird, der von der Decke des Raumes hängt. Genaugenommen sind zwei Bewegungen zu unterscheiden: Das Bild dreht sich nicht nur im Rund, sondern rotiert zudem um den eigenen Mittelpunkt, so dass die Personen nur einen Augenblick lang festen Boden unter den Füßen haben, bevor sie sich zur Seite neigen oder auf dem Kopf stehen. Damit nicht genug verändert sich das Bild selbst in seinen Ausmaßen, seiner Schärfe und Helligkeit.“ …

Textauszug: Felix Reuße, 
Text zur Ausstellung Anna Tretter – Videoinstallation „Move“ / Arbeiten auf Papier

 Dokumentation der Ausstellung im Galerieverein Leonberg 2000


Vogelflug, Video

Video – Aufnahme Tauben von Claude Jastrzebski, Amorbach

Das Mysterium Flug

„Sie fliegen im Bogen gegen den Wind und rufen dadurch einen nach außen gerichteten Trägheitswiderstand hervor, indem sie die Flügelflächen schräg stellen, ähnlich wie ein Radfahrer in einer Kurve seine Körperachse nach innen neigt… Wie beim Flug durch Flügelschlag oder beim Gleitflug die Luft unter den Flügeln die Flügelenden aufdreht, so dass sie gleichzeitig Vortrieb und Auftrieb liefert, so wird auch hier beim Segelflug der Luftdruck des Windes in der Hauptsache zum Vortrieb verwendet. Während die Segler also im Bogen gegen den Wind fliegen, vermehren sie ihre Geschwindigkeit. Nun sind sie in der Lage, sich von dem Druck der ihnen entgegen kommenden Luft in die Höhe heben zu lassen. Ihre lebendige Kraft ist es also, die ihnen in der Luft den Halt gibt.“

„Vogelflug und Flugmaschinen“ von Dr. Oskar Prochnow, Leipzig, 1910
2017Kunstverein Neckar-Odenwald, Mosbach
Neue Kunst im Hagenbucher, (Initiatorin: Mechthild Bauer-Babel), Heilbronn
2014Ausstellungsprojekt Luft, Krummwiese Amorbach, Veranstalter J&S Schulz Stiftung
2008Kunst privat! einfallsreich, Wiesbaden
2007Kunstverein KISS, Kunst im Schloss Untergröningen e.V. (AdKV), Temporäres Museum
Präsentationsorte


Gleichzeitig

Video Video, DVD – Loop, Georgengarten Dessau, 2009

„Das Video zeigt ein Landschaftsdoppel, zwei Aufnahmen des Georgengartens, vom gleichen Standort aufgenommen, doch in jeweils entgegengesetzter Blickrichtung, sind nahtlos nebeneinander gestellt.“ weiterlesen

Text: Dorothée Bauerle Willert, Nov. 2009 slovenský


glei anhalt vert
Installation in der Anhaltischen Gemäldegalerie in Dessau

ANHALTISCHE GEMÄLDEGALERIE Dessau 2009 – 2011


Anna Tretters Installation gehört zum Programm „Bilder.Sehen“ des Büro Otto Koch im K.I.E.Z. e.V., das Kunst der Gegenwart in Beziehung zum Georgium bringt. Gefördert vom Land Sachsen-Anhalt, Lotto Sachsen-Anhalt, der Stadt Dessau-Roßlau und dem Offenen Kanal Dessau. Kuratiert von Johanna Bartl.
Dokumentationsfotos: Raik Musiolik

In der Anhaltischen Gemäldegalerie im Georgengarten in Dessau ist ein Videoloop zu sehen, vor einem Fenster im Erdgeschoss der Anhaltischen Gemäldegalerie, zwischen Landschaftsgemälden des 19. Jahrhunderts. Der Monitor steht auf einem Sockel, auf dessen Vorder- und Seitenflächen drei Textzeilen zu lesen sind …

Ausstellungstext: Dorothée Bauerle-Willert
Anna Tretter

Installation im Fremdenhaus

Die  Projektionswand, im Innern des Fremdenhauses, wird zur Ereignisfläche, auf einer imaginären Zeitschiene stehend, die drei Bauwerke der Parkanlage linear und optisch vereint (zusammenholt). …

 

Präsentationsorte

Offener Kanal Dessau
Anna Tretter – Gleichzeitig. Eine ortsbezogene Installation
Videoinstallation Gleichzeitig, Anhaltischen Gemäldegalerie in Dessau, 2009-2011
Anhaltische Gemäldegalerie Georgengarten / Fremdenhaus, Dessau, 2009

Sunday Morning

Sommer Berger gARTen, Amorbach
A walk with two video cameras bound on hip belt recording right and left side views at the same time. The images will appear side by side when projected.

„Die am Fuß des Sommerberges lebende Künstlerin verfolgte die Entstehung des Gartens bereits von einem frühen Zeitpunkt an mit lebhaftem Interesse. Aus diesem Erleben hat sie für den Garten zwei ortsgebundene Skulpturen-Installationen realisiert. Darüber hinaus ist hier ihr Film »Sunday Morning« (DVD, Loop) entstanden, der das verschlungene Wegesystem des Gartens mit zwei am Gürtel befestigten Kameras als Video-Doppel erkundet, analog zum erweiterten Gesichtsfeld eines Tieres mit seinen seitlich am Schädel positioniertem Augenpaar.“

Textauszug U We Claus

 „…  two cameras on her hips taking the right and left view along her path. The lens tries automatically to sharpen, what fails if the distance to the object is not big enough – the images blur. This video was produced with the question in mind‚how does a duck perceive its world?“
The lens tries automatically to sharpen, what fails if the distance to the object is not big enough – the images blur. This video was produced with the question in mind‚how does a duck perceive its world?“

Dorothee Bauerle-Willert

Sommer Berger gARTen

TOUT MES ARMES on the verge of tears

Amorbach, Valence, 1996

…auf die zitternde Oberfläche zweier überlaufender Behälter tropft ständig Wasser, jedoch asynchron auf beiden Bildschirmen, so daß die hellen Geräusche nach einer elementaren und zufälligen Komposition aufeinanderfolgen.

Colette Garraud

Projektinfo


Katalogtext von Garraud, Colette: Das Ding am Ende meines Blicks français deutsch

Katalogtext von Favier, Roland: Miroitement français deutsch

 

Präsentationsorte

Faraway Nearby Le Musée de Valence (F), 1996

Schloss Solitude, Stuttgart

Lift

Aufnahme Hochhaus Frankfurt

Anna Tretter spielt in ihrer Installation Lift mit der Vorstellungskraft und Wahrnehmung des Betrachters. Die hermetische Abgeschlossenheit des Aufzugs wird aufgebrochen durch ein Fenster zur Außenwelt. Die Aufzugsfahrt wird zum einem Erlebnis, das zur Reflexion über den eigenen Standpunkt/Bewegung führt. Der Liftraum wird durch diese Besetzung zur Innenraum-Betrachtung / Skulptur / Besetzung: ready made, die Kamerabewegung an der Gebäudewand informiert uns a über den „Zu-Stand“, Position des Lifts. Von innen wird der röntgenartige Außenblick gesehen, von außen die Empfangskammer beschrieben.
Durch den starren Blick der Kamera kann man hiermit die Welt kippen sehen / lassen.

Textauszug Michael Kugler

ZIVILCOURAGE Erich Everth

ein Essay


von Anna Tretter & Lothar Möschel, 2011

10×10  See You There
EUROPEAN CULTURE CONGRESS, WROCLAW / POLAND

Four Domes Pavilion, 8.-11.09. 2011, Multimediainstallation / Video

Curated / Text by: Ivana Komanická, European Culture Congress, Breslau, Pl

In the context of the 10×10 project, Ivana Komanická, a philosopher and art theorist based in Košice, Slovakia has invited to her exhibition artists from Central European countries: Slovakia, Hungary, Germany and Austria.

Anna Tretter will show the archive of a forgotten Weimar Republic intellectual Erich Everth whose theoretical work on the Media were reflected in his open critique of Nazism as a journalist and will speak to his great-grand son Tammo Seppelt.

Text to exhibition 10×10 EU Kongress in Breslau Komanická, Ivana: See You There

OHNE TITEL

Video: Anna Tretter, Musik: Andre Werner, DVD 4:13 min.

Die Videoarbeit von Anna Tretter lässt den Betrachter Bergwelten aus dem Flugzeug, aus der modernen „Vogelperspektive“ mitvollziehen. Die Stecke führt von Europa bis ans andere Ende der Erdkugel, nach Kapstadt in Südafrika. Zwischen Himmel und Erde bilden die Wolken eine Ebene, in der Auftauchen und Verschwinden, Schärfe der Konturen der Berge und Vernebelung des Blicks sich durchdringen. Für einen Moment könnte man sich in dieser noch höheren und globaleren Sicht an Caspar David Friedrichs bürgerlichen Revolutionär auf dem Berggipfel über den Wolken erinnern. Alles ist im Fluß, in Bewegung.

… „From Nice to Cape Town, her video shot from a bird’s eye view is following the flight through the clouds, forming a plane between heaven and earth until the cloudy table-cloth, spread over the plateau of the table mountain, glides over its edges and falls to earth.“
DB-W

Pigmentdruck 12 x 12cm
Edition, Jahresgabe Heidelberger Kunstverein, 2002, Der Berg, Ausstellung

André Werners „IV, 1 Magni dominator poli, tam lentus audis scelera? tam lentus vides? – für großes Orchester“, 1995, (Shakespeares Titus Andronicus: So langsam bist du, Herrscher des Alls, die Verbrechen zu hören? so langsam sie zu sehen?) schafft eine ebenso weite Raumerfahrung und eine Spur zur Bedeutung des Sehens, eine emotionale Aufladung des Sehens mit einer inhaltlichen Richtung, wenn man dem Hinweis des Titels in Gedanken folgt.

Katalogtext: Werner Meyer
Ausstellung Der Berg Heidelberger Kunstverein, 2002

Jahresgabe, Edition OHNE TITEL, DVD 4:13 min.,
Video: Anna Tretter, Musik: Andre Werner
Auflage 10
Preis: je 280,- €

Tempo

Videoaufnahme: Zuger See / Ausstellung KONJUNKTIVA in Zug (CH)
Bearbeitung: art 3, Valence (F) 1996 / Aufenthaltsstipedium / Ausstellung

Video Tempo, Teil 1

„Calm down  
what happens  
happens mostly
without you.“

Joseph Albers

„Seit im 19. Jahrhundert die Fotografie erfunden wurde leben wir in einem ständig wachsenden Universum der Bilder, das sich durch die Einführung von Fernsehen, Video und CD-ROMs geradezu explosionsartig ausdehnt. Das ungeheure Ausmaß der Bilderflut führte allerdings nicht zu einem vollständigeren Eindruck von der Welt, vielmehr herrschen fragmentarische, unzusammenhängende Visionen vor, deren Verarbeitung es dem menschlichen Auge zunehmend schwerer macht, sich auf einzelne Motive zu konzentrieren, geschweige denn die Fähigkeit zu einer Kunst des Sehens zu entwickeln. Industrialisierung des Sehens nennt Paul Virilio dieses Phänomen einer Anpassung an die Allgegenwart einer mächtigen Wahrnehmungsindustrie und regt an, über eine Art Recht auf Blindheit nachzudenken. Analog zum Lärmschutz sollte die Ausstrahlungsintensität von Bildern eingeschränkt und die optisch Dichte unserer sinnlich wahrnehmbaren Realität begrenzt werden. Manchmal genügt es, etwas anders zu sehen, um besser zu sehen. …“

Susanne Prinz

TEMPO

Kapstadt / Lublin

Im April 1996 projizierte Anna Tretter die Bilder einer an der Uferpromenade des Zuger Sees installierten Videokamera in Echtzeit in die Ausstellungsräume der dortigen Huberte Goote Gallery. Die Kameraeinstellung blieb während des gesamten Zeitraums dieselbe.

weiterlesen Katalogtext Lublin / Kapstadt : deutschenglish Susanne Prinz

Einladungskarte

Projekt Kunst / KISS – Kunst im Schloss Untergröningen e.V.

TEMPO – Videoinstallation, 2001

Dokumentationsfotos: H.L. Henn

“ … In einem anderen, der mitunter kabinettartig eingeteilten Räume forderte eine schräg positionierte, halbtransparente Videoleinwand (Anna Tretter: TEMPO) auf, gewissermaßen um die dort schimmernde, unmerklich bewegte Wasseroberfläche herumzugehen. Ein sich allmählich auf der (Wasser=Bild-) Oberfläche ausbreitendes, gelbes Lineament zog indessen nicht die eigenen Bahnen grafisch nach, sondern die des Wellenspiels. Mit einer gewissen Wucht brach als Kontrast der Faktor Mensch in Gestalt einer im Leeren sitzenden Figur wieder ins Bewußtsein.“


Text: Gabriele Bessler, in: Kunstforum, Bd. 157 November-Dezember 2001,
p. 355, International / KISS- Kunst im Schloss Untergröningen, S. 355

TEMPORAL FLOW – A Video Installation

„… in another one of those rooms which are at times arranged in a cabinet-like way, a slantedly positioned, half- transparent video screen (Anna Tretter: TEMPO) demanded more or less to walk around the shimmering, unnoticeably moving water surface. A yellow line, gradually spreading across the image of the water surface meanwhile didn’t trace its own path graphically but those of the interaction of the waves. With full force, the factor human being made its way back into our conscience in the shape of a figure sitting in empty space in front of it.“

Translation: Annette Allwardt 2021