Das Mysterium Flug
„Sie fliegen im Bogen gegen den Wind und rufen dadurch einen nach außen gerichteten Trägheitswiderstand hervor, indem sie die Flügelflächen schräg stellen, ähnlich wie ein Radfahrer in einer Kurve seine Körperachse nach innen neigt… Wie beim Flug durch Flügelschlag oder beim Gleitflug die Luft unter den Flügeln die Flügelenden aufdreht, so dass sie gleichzeitig Vortrieb und Auftrieb liefert, so wird auch hier beim Segelflug der Luftdruck des Windes in der Hauptsache zum Vortrieb verwendet. Während die Segler also im Bogen gegen den Wind fliegen, vermehren sie ihre Geschwindigkeit. Nun sind sie in der Lage, sich von dem Druck der ihnen entgegen kommenden Luft in die Höhe heben zu lassen. Ihre lebendige Kraft ist es also, die ihnen in der Luft den Halt gibt.“
Aus „Vogelflug und Flugmaschinen“ von Dr. Oskar Prochnow, Leipzig, 1910
Das exponierte Tier Animalische Koexistenzen
Kunstverein KISS, Kunst im Schloss Untergröningen e.V. (AdKV), Temporäres Museum, 2007
Wir betreten einen Raum, mit einer unbestimmten Atmosphäre. Unter der Decke ziehen Tauben langsam ihre Runden. Bildverschiebungen und Verkürzungen des Bildabstandes lassen die Vögel größer und näher erscheinen. Eine gerundete Ecke des Ausstellungsraumes ist die Andockstelle für den Ablauf. Die Videoaufnahme vom Flug der Tauben, wird auf einen über dem Projektor hängenden und sich drehenden Spiegel ausgerichtet und läuft dadurch an den Wandflächen entlang durch den Raum. Anna Tretter inszeniert den endlosen Vogelflug, dessen genuine Technik ein ebenso endloser Traum bleibt.
Katalogtext: Otto Rothfuss und Margarete Rebmann in: <Das exponierte Tier Animalische Koexistenzen>, 2007, Kunstverein KISS, Kunst im Schloss Untergröningen e.V. (AdKV), Temporäres Museum, Ausstellungskatalog S. 52
Kunst privat!
Einfallsreich, Wiesbaden, 2008
„Ein Vogelschwarm, der im geschlossenen Raum im Kreis fliegt, löst widersprüchliche Assoziationen aus, wie etwa die an Freiheit und ihr Gegenteil. Der Bezug zu Eingrenzung entsteht nicht nur durch die Projektion des unbegrenzten Himmels an die begrenzte Zimmerdecke. Vielmehr wird die Vorstellung eines unbegrenzten Raumes regelmäßig konterkariert durch die Hochspannungsleitungen, die wie Notenlinien den freischwebenden Tönen einen Platz zuweisen.
Per Video zeigt Tretter das Überwinden großer Entfernungen quasi im Zeitraffer: Vögel legen weite Strecken zurück – im Lauf eines Jahres oder ihres Lebens aber immer wieder dieselben. Daher ist die Idee, sie im geschlossenen Raum im Kreis fliegen zu lassen, vielleicht ein Bild des Gefangenseins, aber nicht im räumlichen Sinne von Käfig, sondern eher im Sinne der Abhängigkeit von kreatürlichen Instinkten. Um die Verbindung zum eingangs erwähnten Topos der Entfernung zu herzustellen: Die Endlosschleife an der Decke ist die in einem Vogelleben zurückgelegte Entfernung im Zeitraffer.“
Textauszug:
Führung durch Kunst privat!>, 2008, bei einfallsreich, Wiesbadenkunstistrichtig (Instagram) Vogelflug 2008
Vogelflug
Kunstverein Neckar-Odenwald, Mosbach
Vernissage Kunstverein Neckar-Odenwald, Mosbach.
Die Videoprojektion des endlosen Vogelflugs nimmt in der Mitte des Ausstellungsraumes seinen Ausgangspunkt. Mittels eines über einem Projektor hängenden und sich drehenden Spiegels kann die Projektion wand- und bodenlängs entlanggleiten und den Raum durchrunden.
Mit dieser Multimedia-Installation von Anna Tretter, mit deren Arbeit die Ausstellungssaison in Buchen auch beginnt, endet das Kunstjahr 2017 des Kunstvereins, am 04.11.2017 mit einer „Gesamt-Finissage“.
Pressetext: Harald Kielmann / Ulrike Thiele, Dokumentationsfotos: U. Thiele
50 x 50cm, Auflage 10, signiert, numeriert. Verkaufspreis: je 600,- €
Original-Video Vogelflug
Video, loop. Videoaufnahme mit Tauben von Claude Jastrzebski, Amorbach, 1997