Katalogtext built up on the road. Unterwegs in der Slowakei mit Thomas Gamsjäger und Heinz Holzmann, 2006
… mieses Wetter Ende Mai in Košice und so warteten wir den letzt möglichen Tag ab, in der Hoffnung auf Besserung, was nichts half, um unser Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Thomas Gamsjäger und Heinz Holzmann starten mit ihrem Projekt built up on the road im März von Wien aus. Es sind Architekturstudenten, die ihre Diplom- und Studiumsabschlussarbeit auf folgende, konzeptuelle Art angehen: Sie bereisen weit auseinanderliegende Orte, suchen, oder treffen zufällig – auch durch Weiterempfehlung (so haben wir uns kennengelernt)– Menschen und Künstler, mit denen sie aus der Situation heraus spontane Kunstaktionen durchführen. Was ist wo, wie und mit wem jetzt möglich? Sie reagieren (empathisch) oder agieren, die Auswahl der Beiträge ist durch ihre künstlerische Haltung bestimmt, sie haben z.B. kein Interesse daran, in Betonhäusern Aufnahmen zu machen.
Die Anbringung der Photos für die permanente Verbindungslinie von der TU Košice zum Andy Warhol Museum in Medzilaborce wollen wir zusammen durchführen und das Projekt mit einem neuen Beitrag erweitern. Szene 1-5, drei Teilnehmer. Die jungen Architekten kleiden sich für die „Inszenierung“ in schwarze Anzüge und positionieren sich abwechselnd, stehend oder sitzend, demonstrativ lasziv rauchend, das gehört dazu, in oder bei der Station. Der jeweils andere steht hinter der Kamera. Anna Tretter fährt den Spacem-bus von links vor die Haltestelle, stoppt, klebt das Bild der nächsten Station an, fährt aus dem Bild heraus.
Die Beiträge führen sie gemeinsam oder selbständig durch, sind situativ reflektiert und inszeniert. Sie legen gekonnte Dokumentationen vor, die sie jeweils vor Ort aufzeichnen und, on the road, auf ihrer gleichbenannten Website, ortspezifisch zugeordnet, aktualisieren.
Sie reisen mit einem Bus, der nach der zweiteiligen Personenkabine nach hinten mit einer Plane überspannt ist, auf der das blaugestreifte Logo ihres Unternehmens dominiert. So mischt sich Kunst subtil unter das alltägliche Erscheinungsbild auf der Straße.
Darunter befindet sich der bespielbare , der mobile Ausstellungsraum.
Wichtiges Reisewerkzeug im mitgebrachten Gestaltungspaket sind auch die, wie eine Visitenkarte, verwendeten blau weißen Tesabandrollen, die unterschiedlichsten und kilometerlangen Einsatz fanden, und die oft und gern in einem Abroller blitzschnell angebracht, prägende Anwesenheit markiert, und wer weiß wo die Abrisse bis heute noch irgendwo erinnernd kleben mögen.
An der Rückwand der Fahrerkabine ist ein Photoapparat installiert, der selbständig jede Minute während der ganzen Reise eine Aufnahme macht.
Insgesamt waren sie drei Monate unterwegs. Nicht zu vergessen ist ihr anhaltendes inhaltliches Interesse der Einbindung ihres Projekts in die Reihe der >road movies> Geschichten, im Sinne von der Verfolgung und Bewunderung, der nicht jeder-, aber schon ähnlicher-„mann´s“- Erfahrungen, wie die gewagten Expeditionen des originären Traktorreisenden Dr. August Jentsch oder dem >Ready to Shoot> Einsatzes des Gerry Schum. Ich spreche von dem Mut, die solche Eroberungen erfordern, der stark und zukunftsoffen ausgeprägt sein muss, bei dem, der es wagt sich im Unbekannten zu spiegeln und sich ihm zu stellen – … aber nur so kann, in diesem Einlassen, die Welt erfahrend und hinterfragend neu belichtet werden.
Katalogtext built up on the road.
Unterwegs in der Slowakei mit Thomas Gamsjäger und Heinz Holzmann,
Anna Tretter 2006