Interview mit Anna Tretter, SME blog, 22. 4. 2010
1. Začnem potrebou definovať. Kde sú podľa Teba hranice umenia?
Ich beginne mit dem Definitionsbedürfnis. Wo sind Deiner Meinung nach die Grenzen der Kunst?
Die Grenzen der Kunst liegen im individuellen Fassungsvermögen.
2. Rada pracuješ s priestorom a konkrétnou architektúrou, prečo?
Du arbeitest gern mit dem Raum und der konkreten Architektur. Warum?
Meist sind es Rauminstallationen, die ortsspezifisch entwickelt werden, die das inhaltliche und soziale Umfeld untersuchen und zum Mitsprechen bringen. Seit 1996 arbeite ich mit neuen Medien wie Digitalphotos, CD-, DVD-Produktionen und Videos, die ich raumsituativ einsetze.
Verbindendes Ziel meiner Arbeiten ist, den Betrachter neu in seiner Wahrnehmung des Vieldimensionalen zu sensibilisieren, das Komplexe offenzulegen und das scheinbar Selbstverständliche zu hinterfragen.
Der Raum ist und bleibt ein Rätsel. Ohne Raum gibt es kein Bild.
Es gibt immer nur Annäherungen an das Eigentliche. Was ich sage und das was jemand versteht ist etwas Anderes. Das was ich schaffe ist sichtbar, konkretes Anschauungsobjekt. Meiner Videopräsentation gleichzeitg, die noch bis Ende Mai in der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau zu sehen ist, habe ich meine grundlegende Aussage beigefügt: Ich sehe die Entfernung und erinnere die Nähe.
3. Ďalším Tvojím záujmom je zaznamenávanie pohybu z miesta na miesto. Stopy, ktoré pritom zanechávaš, sú často veľmi nenápadné a dočasné. Láka Ťa takpovediac umenie na dobu určitú?
Weiteres Interessensgebiet von Dir ist das Reflektieren und Aufzeichnen der Bewegung von Ort zu Ort. Die Spuren, die Du dabei hinterlässt, sind öfters sehr unauffällig und zeitlich begrenzt. Reizt Dich sozusagen die „befristete“ Kunst? (flüchtige Kunst, im Sinne eines veränderlichen Prozesses)
Meine Arbeiten sind so befristet und beweglich wie ich selbst. Das Unsichtbare aufnehmen und sichtbar machen, und das was mir erweiternd dazu einfällt.
Es gibt reichliche Werkbeispiele aus meiner Reihe unterwegs sein – die als Topographie der Landschaft von Prag nach Dresden bezeichnet wurde (anlässlich meiner Anreise zum Kolloquium des Europäischen Zentrums der Künste, in Dresden Hellerau zum Thema <der Raum in der Musik, die Musik im öffentlichen Raum>, aufgezeichnet wurde) und die schließlich zur klingenden konzeptionellen Landschaftsmalerei, zur Line wurde. Also, aus den anfänglich mit Bleistift gezeichneten Notationen wurde eine elektronische Partitur, entstand ein musikalisch interpretierbares Video, das 2006 bei dem Sound und Save Festival in Belgrad und letztes Jahr bei der Frühjahrstagung des INMM (Institut für Neue Musik und Musikerziehung) in Darmstadt in der Akademie für Tonkunst von MusikerInnen gespielt, aufgeführt wurde.
… Zeichnen ist mit minimalstem Aufwand Ideen in Bilder zu transformieren. Die Hand, bzw. der Stift wird hier zum direkten medialen Ausdrucksmittel körperlicher Bewegtheit.
4. Od roku 2003 vyučuješ na Fakulte umení TU v Košiciach. Čo Ťa priviedlo na Slovensko?
Seit 2003 unterrichtest Du an der Fakultät der Künste in Košice. Wie kam es dazu?
Ich betreute an der Akademie in Stuttgart eine Gaststudentin aus Kosice, Pavla Scerankova, die damals noch in Prag studierte. Wir haben zusammen ein Austauschprojekt mit den beiden Kunstakademien realisiert. Sie wußte, dass ich eine befristete Professorenstelle in Stuttgart hatte und so hat sie mich für Kosice angefragt. Die Videos, die sie mir von der Technischen Hochschule von dort zeigte waren witzig und frisch. Warum nicht, dachte ich mir. Zunächst habe ich dort ein Jahr lang mit 10 Studenten aus verschiedenen Klassen gearbeitet. Nachdem kurzfristig ein Kollege kündigte, habe ich anschließend das Atelier für Neue Medien gegründet. Diesen Sommer werden meine ersten vier Studenten, Riso Kitta, Juraj Sasák, Beata Kolbašovská und Jacub Píšek, Masters.
2008 waren Petra Veselá, die ich von Prof. Bartusz übernahm, und 2009 Marián Hudák, der von der Filmhochschule Bratislava kam, und die ich nach deren Bachelarstudium künstlerisch weiter betreute, bei der „Selection of the Best Graduate Works of European Art Schools“, dem startpointprize.eu dabei.
Das ist doch super.
5. Ako docentka si pôsobila na Akadémii výtvarných umení v Stuttgarte, teraz vedieš Ateliér nových médií v Košiciach. Ak si porovnáš skúsenosti z pôsobenia na umeleckej škole v Nemecku a na Slovensku, v čom sú podľa Teba najväčšie rozdiely?
Du warst an der Akademie der Künste in Stuttgart tätig, jetzt leitest Du das Atelier der Neuen Medien in Kosice. Wenn Du die Erfahrungen aus zwei Kunsthochschulen in Deutschland und in der Slowakei vergleichen solltest, was sind Deiner Meinung nach die größten Unterschiede?
Für mich persönlich ist es die Sprache. Da ich kein slowakisch spreche, bin ich darauf angewiesen den Menschen zu vertrauen – eine gute Übung.
Natürlich gibt es Unterschiede, die aus den Lebensgrundlagen erwachsen. Die politischen Gegebenheiten, die Geschichte, die soziale Umwelt, fließen in die Arbeiten ein und prägen sie.
Zum Beispiel gibt es in Kosice keine Sammlung internationaler moderner Kunst, die ich meinerseits mitdenke, die ich verinnerlicht habe und die ich nicht missen möchte – aus der ich viel gelernt habe.
Meine Studenten arbeiten vielleicht narrativer, Aussage orientierter. Es ist schwer festzumachen was der Unterschied sein könnte, das Kunstmachen an sich ist nicht national gebunden. Anfangs beschrieb ich das typisch Slowakische als sehr humorvoll.
Dazu ein Witz, den ich dort gehört habe: Are you Finnish? No I am slow-ak!
In Kosice bevorzugen die Studenten individuelle Konsultationen, in Stuttgart waren das mehr Gruppengespräche.
6. Ako sa Ti komunikuje so študentami v Košiciach?
Wie läuft die Kommunikation mit den Studenten in Kosice?
Wir sprechen englisch und, da wir visuell inhaltlich, formal ausgerichtet sind und dabei Neues reflektieren wollen und schaffen, geht das ganz direkt am Medium bleibend, dem Video, der Zeichnung, der Bewegung, dem Ausdruck, der Aussage. Was ist das, was ich tue? Was will ich, oder was könnte ich wollen? Wie sieht es aus? Wo bedarf es Verbesserungen? Letztlich entscheiden die Studenten.
Ich helfe ihnen das Eigene zu fokussieren, zu filtern, zu katalysieren, sie können an meiner künstlerischen Erfahrung partizipieren.
Mehr Informationen sind z.B. in unserer Website www.skart.sk einzusehen.
7. Čo tvorí základ dobrého umeleckého vzdelania? Niektorí si myslia, že je to remeselná zručnosť a ovládanie dejín umenia.
Was sind die Grundlagen einer guten künstlerischen Ausbildung? Manche denken, es seien das handwerkliches Können und Kenntnisse aus der Kunstgeschichte.
Das alles auch. Aber wesentlich ist das kreativ Eigene zu entwickeln, eine Vision zu erarbeiten, die zu einer Haltung zur Welt wird. Aus diesem schließlich schöpft der Mensch.
Wir sind keine Papageien, die nachplappern. Wir lernen. Und für die Grundlagen der Menschheit gilt immer noch die Freiheit, das Recht und die Brüderlichkeit. Das klingt vielleicht etwas abgedroschen, aber ich möchte daran erinnern.
Das schöne an der Kunst ist die Offenheit, dass es da keine Grenzen gibt. Geben sollte.
Meine vorgegebenen Semesterthemen sind: autobiography, walking with a line, continuity-discontiniuty, gap, motiv-motivation, wireless, summary.
Die technische Ausbildung übernehmen Mitarbeiter im Bereich der Zeichnung, Photographie, Video, Computer, Theorie.
8. Pedagigická činnosť vyžaduje veľa koncentrácie a človeka zamestnáva aj po skončení semináru. Preto je pre niektorých výtvarníkov skôr brzdou vo vlastnej tvorbe, respektíve čím viac učia, tým menej tvoria. Ako je to u Teba?
Die pädagogische Tätigkeit erfordert viel Konzentration und sie beschäftigt einen auch nach dem Seminarschluss. Deswegen bedeutet sie für einige Künstler eher eine Bremse bei der eigenen Arbeit, bzw. je mehr sie unterrichten, desto weniger machen sie Kunst. Wie ist es bei Dir?
Ja, ich denke die Studenten mit. Aber aus dieser Tätgkeit strebe ich auch einen Parallelprozess, eine permanente Kollaboration zwischen meinen Studenten, Assistenten, freie Mitarbeiter und mir selbst an, als Erweiterung meines eigenen künstlerischen Schaffens im Sinne einer Synergie.
8. Keďže máš skúsenosti z viacerých krajín, zaujímalo by ma, či podľa Teba existuje napriek pokročilej globalizácii niečo ako charakterová črta umenia z určitej oblasti, alebo je to už len otázka individuálnych skúseností?
Da Du viele internationale Erfahrungen hast, würde mich interessieren, ob es Deiner Meinung nach trotzt der fortgeschrittenen Globalisierung so etwas wie ein charakteristisches Merkmal der Kunst aus der bestimmten Region gibt. Oder ist nur noch Frage der individuellen Erfahrungen?
Das Authentische, Andere, Besondere, ist immer das Interessanteste. Mich interssiert es, Dinge zu sehen, die ich so nicht einmal denken würde, oder denken könnte. Das gibt es selten, aber immer wieder. Das ist schön, daran arbeiten wir.
Ďakujem za rozhovor! Danke für das Gespräch!
Originalartikel: Interview Gabriela Kisová, SME-blog, 24. Mai 2010